Man muss ja auf dem Laufenden bleiben. Deshalb kucke ich gerne Brandenburg Aktuell. (Ich weiß, „kucken“ soll man nicht schreiben, aber genau darum geht es hier).
Da ist immer ein Team, bestehend aus Moderator(in) und Nachrichtensprecher(in). Bis vor einiger Zeit wurde man nur vom Moderator begrüßt, aber irgendwann haben die bei Brandenburg Aktuell wohl beschlossen, dass es schöner ist, auch vom Nachrichtensprecher begrüßt zu werden.
Das Ergebnis war in den ersten Wochen ziemlich merkwürdig: Die Begrüßung der Moderatorin klang ganz natürlich (wobei ich mir habe sagen lassen, dass man hart trainieren muss, bis das im Fernsehen wirklich natürlich klingt). Die Stimme ging hoch, und es klang irgendwie frisch.
Die Begrüßung vom Nachrichtensprecher war ganz anders – viel deutlicher, zugegeben. Aber die Stimme ging runter. Es klang, als würde er ablesen.
Inzwischen haben die Nachrichtensprecher geübt. Es klingt nicht mehr ganz so schriftlich. Aber wenn man die Sendung öfter sieht: Das Nachrichtensprecherdeutsch kommt immer mal wieder durch.
Was hat das mit uns zu tun?
Wenn wir mündliche Sprache unterrichten, sollten wir vermeiden, in ein Nachrichtensprecherdeutsch zu verfallen. Leider passiert das ziemlich schnell, denn die schriftliche Sprache ist sehr dominant.
Also: Wenn Ihr mit Eurer Gruppe „Sich Vorstellen“ übt, stellt Euch vor, Ihr meint es ernst. Ihr könnt eine Vorstellszene auch einmal mit einem Helfer vorspielen. Dann hören Eure Leute, wie es richtig klingt. Und Ihr könnt diese Szene erst mal „mitsummen oder nachsummen“ lassen, bevor sie nachgesprochen wird.
Und: Hört mal genau hin, wie sich Leute im wirklichen Leben vorstellen.
Dabei können seltsame Dinge passieren:
Kein Mensch sagt im wirklichen Leben „Mein Name ist xyz„.
Auch, „ich heiße xyz“ ist eher selten.
Was man ständig hört, sind Sätze wie „Ich bin die Marianne„.
Ich finde es absolut in Ordnung, wenn ein Flüchtling sagt: „Ich bin der Ahmed„. Und wenn die Satzmelodie (die Fachleute nennen das Intonation) auch noch stimmt, kann man damit meiner Meinung nach wenigstens eine Hürde aus dem Weg schaffen, die Integration schwer macht.
„Mein Name ist“ sagt man auf dem Amt oder beim Arzt, also eher da, wo man „Sie“ sagt, oder wo einer den Namen aufschreiben möchte.
Ich weiß, es ist schwierig, über so was zu schreiben. Aber das könnte man bei unserem nächsten Workshop üben. Bis dahin: Hört genau hin, wie Leute das im wirklichen Leben machen…;-)