Wenn jede Stunde von jemand anderem vorbereitet wird…

Liebe Mitdenker!

In der Gruppe Eins stehen wir nun vor der großen Herausforderung, dass wir 3 Termine in der Woche haben, und jeder Termin wird von jemand anderem vorbereitet.

Wir brauchen also ein einigermaßen idiotensicheres Konzept, dass am Ende etwas Sinnvolles für unsere Schüler dabei herauskommt. Also: Dass nicht in der einen Stunde das, was in der letzten Stunde war, noch mal „neu“ eingeführt wird, dass man nicht irgend etwas komplett vergisst, u.s.w.

(Ich habe mir übrigens sagen lassen, dass es normal ist, dass beim DAZ (Deutsch als Zweitsprache) der Spracherwerb sehr viel ungeordneter läuft als beim DAF (Deutsch als Fremdsprache), weil die DAZ-Leute länger im Land leben und je nach Umgebung mal dieses und mal jenes aufschnappen.)

Deshalb wollte ich Euch um Eure Ideen bitten. In einer ersten Runde möchte ich da auch möglichst viele „dumme“ Ideen dabei haben, also alles, was Euch in den Kopf kommt. In einer zweiten Runde sortieren wir dann, was gehen könnte, und was nicht.

Gruß, Marianne

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8 Antworten zu Wenn jede Stunde von jemand anderem vorbereitet wird…

  1. Marianne sagt:

    -Die Gruppen könnten sich auf bestimmte Unterthemen spezialisieren. Die Montagsgruppe hatte z.B. die Idee, sich um die Aussprache zu kümmern.

    -Man könnte jedem Schüler auf den Unterarm stempeln, was er schon weiß.

    -Wir legen jede Stunde genau vorher fest, und wenn sie nicht zu unseren Schülern passen, haben sie Pech gehabt. Aber dann haben wir eine schöne deutsche Ordnung. Daran müssen sie sich schließlich gewöhnen.

  2. Barbara sagt:

    – Wir gehen grundsätzlich das Tannhauser-Lehrwerk durch. Jede Gruppe stellt im Anschluss an die Stunde ins Netz, was sie in der Stunde durchgenommen hat, auch, wenn evtl. zusätzliche Inhalte dazugenommen wurden.
    (was wurde wiederholt? was kam neu dazu?)

    – Ganze Termine ausschließlich der „pur geübten“-Aussprache zu widmen halte ich für schwierig. Lieber die Aussprache von „echten Wörtern“ üben! (Die können ja gezielt nach erfahrungsgemäß schwierigen Lauten ausgewählt werden.)

    • Marianne sagt:

      Oh Hilfe!
      Laut Thomson soll man pro Stunde nicht länger als 5 Minuten Aussprache üben.

      Aber Du hast Recht. Da bleiben noch 55 Minuten, die wir anderweitig rumkriegen müssen…;-)

  3. Uwe sagt:

    Hier einige „dumme“ Ideen und Kommentare von mir:
    1.) Zunächst was Grundsätzliches: Auch der schlechteste Unterricht ist besser als gar keiner. Wir sind alle ehrenamtlich tätig. Wer sich durch zu viele Reglementierungen eingeengt fühlt, wird früher oder später hinwerfen. Das kann nicht im Interesse unserer Schüler sein. Die reine Lehre und den perfekten Unterricht gibt es nicht. Niemand muss Angst davor haben, dass nichts „Sinnvolles“dabei herauskommt, wenn man was „falsch“ macht, denn man kann nichts falsch machen. Hauptsache wir machen was. Also plädiere ich dafür, die Gruppen autonom ihren Unterricht gestalten zu lassen, auch auf die Gefahr hin, dass man was vergisst oder doppelt macht. Das würde bedeuten, dass alle Gruppen alles selbst machen. Spezialisierungen auf Unterthemen geben da keinen Sinn. Der Unterricht wird mal besser und mal schlechter laufen. Aber er wird laufen. Darauf kommt es an.

    2.) Wir brauchen didaktische Methoden, einen Handlungsrahmen und Zielsetzungen. Didaktisch arbeiten wir – im Prinzip -nach der Thomsen-Methode (erst verstehen, danach sprechen, zum Schluss schreiben lernen). Das Thannhauser-Handbuch ist unser Lehrbuch. Da bin ich ganz der Meinung von Barbara und ich schließe mich auch ihrem Vorschlag an, nach jeder Stunde per Internet bzw. Email zu berichten, was in den Stunden wie neu behandelt wurde. Außerdem bin ich auch der Meinung, dass wir nicht starr am Lehrbuch kleben sollten, sondern dass es Spielraum für die kreative Ausgestaltung der Themen geben muss. Da gilt das Prinzip: Viel hilft viel und je näher wir uns im Unterricht an der Lebenswirklichkeit der Flüchtlinge orientieren – um so besser.

    3.) Es gibt nach meiner Wahrnehmung ein „Problem“, das wir organisatorisch in den Griff bekommen sollten: Die Flüchtlinge machen sehr unterschiedlich große Lernfortschritte. Einige wenige lernen sehr langsam, andere sehr schnell. Für die Schnellen sollten wir „Schnellläuferklassen“ einrichten, weil sie den Unterricht jetzt viel zu sehr dominieren. Das erzeugt bei den durchschnittlich schnellen Schülern und vor allem bei den Langsamen nur Frustration. Wir hatten in unserer Gruppe am Dienstag einen etwa 13- bis 14 -jährigen Schüler, der zum ersten Mal da war und trotzdem sofort alles verstand und mit Abstand die schnellsten Antworten gab. Entweder hat er vorher schon Deutschunterricht gehabt – was er bestritt – oder der Junge ist hochbegabt.

    4.) Ich muss ein Missverständnis aufklären: Natürlich habe ich mit meinem Vorschlag, Lautübungen zu machen, nicht im Sinn gehabt, die Flüchtlinge 1 1/2 Stunden lang Ä, Ö, Ü jaulen zu lassen. Das wäre absurd, klar. Im Kontext von Wörtern gesprochen, sieht das schon anders aus. Mit ist aufgefallen, dass Afghanen Probleme damit haben, das Ö zu aktikulieren. Es kommt bei den meisten nur O dabei raus. Wenn sie’s nicht schaffen – auch egal. Aber man kann es ja mal für 5 Minuten üben. Schadet nicht, oder?

    Bin gespannt auf eure Reaktionen

    Uwe

  4. Siramad sagt:

    Auch ich denke, das ein Entlanghangeln am Thannhauser Lehrbuch sinnvoll und ansonsten ein bischen Freiheit bei der Stundenausgestaltung förderlich ist. Da wir ja ab dieser Woche drei Stunden haben, ist wohl auch etwas learning by doing angesagt. Ich habe von Marianne für Freitag und von Uwe für Montag eine grobe Richtung gesagt bekommen und jetzt werde ich an diese und an das Thannhauser anzuknüpfen versuchen. Außerdem habe ich von einem Vokabelquiz für Anfänger Vokabeln, die ich jedes Mal vom Stapel nehme für das eilige Dutzend. Für die Endvorbereitung bleibt mir genaugenommen nur der Dienstag vormittag, das macht mit etwas Sorge, weil ich nicht so frei verfügen kann über meine Zeit, aber ich hoffe, dass sich auf Dauer ein guter Weg findet. Die Vokabelliste lasse ich Euch am besten zukommen, soweit ich sie schon geschrieben habe.
    Ich wünsche mir, dass wir Mariannes Vorschlag aufgreifen und die Gruppe in Jogger, Walker und Fußgänger unterteilen, also drei verschiedene Lerntempi wählen. Für die Jogger könnte man ein wenig mehr Lernstoff einführen und gucken, ob es möglich ist, dass jeder von ihnen ein paar von den Walkern und Fußgängern in der Kaserne unter seine Fittiche nimmt und dort selbstständig Nachhilfe gibt. Wenn es möglich ist, auf diese Weise Lerner potentiell selbst zu Lehrern oder Lerngruppenleitern zu machen, könnte uns allen das in fernerer Zukunft sehr zugute kommen.
    Noch ein Wort zu unseren Schülern, da ich jetzt auch andere gesehen haben: Unsere Schüler sind sehr motiviert und mit Freude bei der Sache und sie haben vor allen Dingen keine großen Berührungsängste gegenüber den Deutschen und der deutschen Sprache entwickelt. Und sie trauen sich loszusprechen oder loszustottern, je nachdem. Das ist die beste Voraussetzung für gute Fortschritte und es hat etwas mit unserer Arbeit und unserer Haltung ihnen gegenüber zu tun. Mich berührt es sehr, das zu sehen, danke, dass Ihr alle dazu beitragt.
    Damaris.

    • Marianne sagt:

      Oha! Da gibt es viel zu bereden…;-) Danke für Eure Beiträge.
      Heute Abend möchte ich nur mal eine Sache kären, weil sie die Voraussetzung für weitere Planung ist.
      Das Thannhauser Heft ist KEIN LEHRWERK. Ich hoffe, Herr Landherr steinigt mich nicht für diese Aussage, aber ich würde es mal so formulieren: Das Heft ist zum größten Teil eine Präsentation sprachlicher Themen, die den Flüchtlingen auf den Nägeln brennen. Deshalb ist es auch so erfolgreich.
      Die dringendsten Themenbereiche werden abgearbeitet, es gibt ein wenig Hilfe, um Sätze zu bilden und einige schriftliche Übungsmöglichkeiten, bei denen die meisten Flüchtlinge die Hilfe von deutschen Helfern benötigen dürften – eine Art Crashkurs: Das muss ich wissen, um in Deutschland zu überleben. Dabei sind die wenigen grammatischen Themen zwar aufeinander aufgebaut, aber es ist z.B. völlig egal, ob ich die Wochentage in der ersten oder sechsten Lektion mache.
      Ich kann mir z.B. nicht vorstellen, dass jemand die Themen aus Lektion 1 hintereinander abarbeitet, denn da folgt ein Rollenspiel auf das Nächste. Die Schüler, mit denen ich gearbeitet habe, waren bereits nach 15 Minuten Rollenspiel am Ende ihrer Kräfte. Da muss unbedingt ein Methodenwechsel kommen. Leider findet man auf der Homepage des Kurses oder im Lehrerhandbuch nicht allzu viel dazu.

      Was uns betrifft, ist die Frage: Wie kriege ich diese Themen nicht nur in die Köpfe, sondern auch in die Hände und Füße? Nur präsentieren reicht nicht. Dann sind die Inhalte weg, wenn wir auch weg sind.
      Deshalb finde ich natürlich die Thomson-Methode so wichtig. Sie hat aber einen anderen Schwerpunkt. Thannhauser ist: „Was muss ich können, um zu überleben?“, Thomson ist: „Was muss ich verstehen, um mich zurecht zu finden?“
      Ich finde deshalb eine Kombination aus beidem eine gute Sache.
      Was mir an Thomson noch gefällt, ist, dass es etwas gegen die Fernsehsesselmentalität tut. Die Übungen sind so aufgebaut, dass ich sie nicht an mir vorbei rauschen lassen kann, sondern sie funktionieren nur bei eingeschaltetem Hirn. Von daher sind sie sehr wirksam beim Übergang vom Kopf in Hände und Füße, u.s.w.

      • Marianne sagt:

        Guten Morgen allerseits!
        Jetzt möchte ich auf noch etwas Grundsätzliches antworten (zum Konkreten kommen wir noch).
        Klar, Unterricht ist besser als kein Unterricht. Aber ich bin durch die Situation in Berlin vorgewarnt. Da wird für Flüchtlinge alles gebraucht – alles außer Deutschunterricht. Den will keiner mehr. Weil sie damit schlechte Erfahrungen gemacht haben. Als ich mit der Deutsch-AG angefangen habe, kamen mehrere laute Stimmen aus Berlin „Der Deutschunterricht, der von Ehrenamtlichen getragen wird, ist zum Scheitern verurteilt.“
        Das heißt, man muss sich damit beschäftigen, warum das so ist. Und da gibt es knallharte Fakten, mit denen man sich auseinanderzusetzen hat. Ein ganz wesentlicher Punkt ist die Frequenz des Unterrichts. Da kannst Du Dir noch so viel Mühe geben: Eine einzige Stunde die Woche ist auf Dauer zum Scheitern verurteilt. Weil man damit viel zu langsam vorwärts kommt. Deshalb habe ich auf die zwei weiteren Termine gedrängt, obwohl unsere „Personaldecke“ recht dünn ist. Ich möchte eben nicht, dass Euer Engagement verpufft, und ich wollte reagieren, BEVOR der Frust eine Chance hat, sich in Gruppe 1 breit zu machen. Denn auch in der Deutsch-AG gibt es diese Frust-Ecken schon.
        Und man muss sich mit erfolgreichen Konzepten beschäftigen.
        Und evaluieren, u.s.w.
        Damit möchte ich Euch an der Basis ja eher nicht belasten. Aber ich muss das GANZE im Blick haben, und sehen, wie wir die allgegenwärtigen Fallstricke vermeiden.

        • Marianne sagt:

          So, jetzt haben wir noch 2 Themen übrig, die Leistungsstärke und die konkrete Vorbereitung.
          Mit der Leistungsstärke setzt sich Damaris auseinander. Ich halte es für sinnvoll, dienstags, wenn jede Menge Helfer sind, einen Versuch zu starten, die Starken in eine Gruppe zu nehmen und ihnen viel Stoff anzubieten. Ich könnte mir vorstellen, dass das die anderen Gruppen spürbar entschleunigt und als Maßnahme vielleicht schon reicht.
          Aber es sollte ein Versuch sein, den man ggf. auch wieder zurück nehmen kann. Ich könnte mir vorstellen, dass die Leute selber entscheiden sollten, wer „heute mal in die schnelle Gruppe“ möchte. Vielleicht schätzen sie sich ja richtig ein. Aber das käme eben auf einen Versuch an.

          Und dann die konkrete Vorbereitung: Ich habe mir angesehen, wie es ist, wenn jemand die Wiederholung für eine Stunde macht, die er selber nicht miterlebt hat: Das Ergebnis hat mich nicht wirklich überzeugt, deshalb denke ich, es ist am besten, wenn jeder seine eigenen Themen nach einer Woche wiederholt. Dann muss man auch nicht auf den letzten Drücker vorbereiten, weil man unbedingt abwarten muss, was bei der letzten Stunde herausgekommen ist.
          Ich fand die Idee gut, wenn sich jeder Tag mit einem Thema beschäftigt. Der Montag hat das Thema „Einkaufen“, und wird alles, was damit zusammen hängt in mehreren Stunden abarbeiten. Und mit der Aussprache will er sich beschäftigen. Vielleicht können sich andere Tage auch ihre Themen suchen. Am Freitag klang schon das Thema „Anlaute“ durch. Vielleicht gibt es da ja noch mehr. Und dann können diejenigen, die die anderen Tage machen, diese Themen jeweils getrost weglassen.
          Vielleicht sollten wir auch einfach immer etwas in Reserve haben, denn irgendwann werden sie sagen können: „Kennen wir schon!…“…;-)
          Mehr fällt mir momentan nicht ein. Vielleicht habt Ihr ja noch konkrete Ideen.

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